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Dostojewskij wiederentdecken

15. Februar bis 21. März 2024
jeweils Donnerstag 14:00 bis 15:30 Uhr
"Seniorenstudium" der Universität Bremen
- Akademie für Weiterbildung - 
Hybrid oder in Präsenz

Hermann Hesse empfahl, Dostojewskij zu lesen, wenn wir elend sind, wenn wir bis zur Grenze unserer Leidensfähigkeit gelitten haben…Dann, wenn wir aus dem Elend vereinsamt und gelähmt ins Leben hinüberstarren und es in seiner wilden und schönen Grausamkeit nicht mehr begreifen und nichts mehr von ihm haben wollen, dann sind wir offen für die Musik dieses schrecklichen und herrlichen Dichters.

Ich möchte mich dieser leidenschaftlichen Lektüreempfehlung - vor ungefähr hundert Jahren formuliert - anschließen und gerade heut wieder vorschlagen, Dostojewskij zu lesen, wobei ich mich auf zwei Texte insbesondere beziehen werde:

  • Aufzeichnungen aus dem Kellerloch
  • Der Idiot

Mit den Aufzeichnungen, vom Genre her eine Erzählung, kehrt der eben entlassene Sträfling Dostojewski nach zehn Jahren Sibirien, davon vier in einem Gulag einschließlich Ketten an den Füßen nach Petersburg, seiner Stadt zurück, entschlossen, sich als russischer Dichter zu rehabilitieren, einen neuen Ton in der Literatur anzustimmen, der Stimme aus dem Volk künftig noch mehr Gewicht zu geben.

Der Idiot ist nach Verbrechen und Strafe der zweite große Roman aus der Reihe der Elefanten (der Ausdruck stammt von Swetlana Geier, der Übersetzerin), mit denen sich Dostojewskij in die Weltliteratur einzuschreiben anschickt. Der Text ist nebenbei auch sein persönlichstes Buch, insgesamt unter erschwerten Bedingungen, im Exil entstanden.

Während der Autor selbst, von Geldnöten bedrängt, Russland auf unbestimmte Zeit verlässt, (er schreibt den Roman größtenteils in Dresden, der Schweiz und in Italien), kommt sein Protagonist, Fürst Myschkin, nach längerem Aufenthalt in der Schweiz nach Petersburg zurück. Thematisch kreist das Werk um die Frage: was erlebt ein Mensch in einer Welt, die sich zunehmend von idealen Werten wie Mitleid, Nächstenliebe und Frömmigkeit entfernt, wenn der idealistische Mensch (Myschkin) eine hauptsächlich materialistisch gewordene Gesellschaftsbühne betritt.

Beide Schriften sind Schlüsseltexte zum Verstehen von Dostojewskijs literarischer Passion; nämlich über das Russland der Zarenzeit mit all seinen Höhen und Tiefen zu schreiben, uns Leserinnen und Lesern die russische Seele ans Herz zu legen, gerade jetzt wieder in der Literatur nach Antworten zu suchen.

 

Dieser Kurs ist eine Kombination aus Vortrag und Diskurs und soll, wenn möglich, fortgesetzt werden. 

Dozentin:    Dr. Marlis Thiel

Kosten: 60.- €

Begrenzte Teilnehmerzahl: 20

Weitere Informationen und Anmeldung unter diesem Link!